Vollformat, APS-C und Cropfaktor einfach erklärt

Gehört haben es vermutlich die Meisten schon mal. Aber was bedeuten Begriffe wie Vollformat, APS-C und Cropfaktor, oder Cropkamera eigentlich genau? Dieser Artikel bringt hoffentlich etwas Licht ins Dunkel. Ich lasse es dabei nicht wissenschaftlich werden und beschreibe auch die dahinter stehende Physik nicht im Detail. Es geht nur darum, diese Begriffe möglichst einfach und verständlich zu erklären.

Was bedeutet eigentlich Cropfaktor?

Das Englische Wort „Crop“ kann man mit „Beschneiden“ übersetzen. In der Bildbearbeitung „cropped“ man ein Bild, wenn man den Ausschnitt verändert, das Bild also bescheidet. Und genau das macht eine „Cropkamera“ eben auch, nur gleich direkt in der Kamera beim aufnehmen des Bildes. Sie beschneidet das Bild um einen bestimmten Faktor, nämlich den Cropfaktor.

Unterschiedliche Brennweiten?

Gleich vorab eine Information zur Brennweite: Bei Wechselobjektiven, wie sie beim Systemkameras (Spiegelreflex oder Spiegellos) zum Einsatz kommen, ist die auf dem Objektiv angegebene Brennweite eine unveränderliche physikalische Eigenschaft des Objektivs.

Dies bedeutet: Hat ein Objektiv eine Brennweite von 50mm, dann ändert sich daran nichts. Egal ob man das Objektiv an eine Kamera mit kleinem (APS-C) oder großem (Vollformat) Sensor ansetzt. 50mm Brennweite bleiben 50mm Brennweite.

Sensorgrößen sind für den Cropfaktor verantwortlich, die eigentliche Brennweite eines Objektivs bleibt vom Sensorformat immer unberührt. Je nach Größe des Sensors in der Kamera ändert sich der verwendete Bildausschnitt. Die folgenden Bilder verdeutlichen das.

Dieses Bild wurde mit einem Vollformatsensor (Canon 6D MKII) bei 50mm aufgenommen.

50mm Vollformat
50mm an Vollformat

Dieses Bild wurde aus exakt der selben Entfernung mit dem gleichen 50mm Objektiv, aber mit einer Cropkamera (APS-C Sensor, Canon 80D) aufgenommen.

50mm an APS-C

Die Cropkamera hat bei gleicher tatsächlicher Brennweite scheinbar mehr Zoomfaktor. Genau genommen wird auf dem kleineren Sensor einfach nur ein Ausschnitt dessen abgebildet, was der Vollformatsensor abbildet.

Das folgende Bild zwigt das sehr deutlich. Der rote innere Rahmen zeigt den Bereich, der vom APS-C Sensor abgebildet wird. Das gesamte Bild den Bereich des Vollformat Sensors.

APS-C versus Vollformat

Übliche Bezeichnungen für Sensorformate

  • FX – (Nikon) – Kleinbildformat (oder Vollformat) 36 x 24 mm
  • DX – (Nikon) – Cropformat   23,7 x 15,6mm – Faktor 1:1,5
  • Kleinbild (Canon) – Kleinbildformat (oder Vollformat) 36 x 24 mm
  • APS-C (Canon) – Cropformat 22,2 x 14,8mm – Faktor 1:1,6
  • MFT oder M43 (z.B. Panasonic) – Micro-Four-Thirds – Faktor 1:2

Der APS-C-Sensor zum Beispiel einer Canon-DSLR der Reihen 1200D, 700D oder 70D ist kleiner als ein Sensor im Kleinbild-Format (oder eben umgangssprachlich Vollformat), wie ihn die Profimodelle 1Dx, die 5D Reihe oder auch die 6D verwenden. Die Sensordiagonale misst beim APS-C Sensor etwa 27 Millimeter, während das sogenannte Vollformat auf circa 43 Millimeter kommt. Das bedeutet, dass der APS-C-Sensor um den Faktor 1,6 kleiner ist als der Vollformatsensor.

Der Begriff Vollformat

Oft hört man den Begriff Vollformat, wenn von (Profi-)Kameras gesprochen wird, die den größeren Sensor haben.

Die Bezeichnung ist aber im Grunde nicht richtig, denn es gibt Kameras mit deutlich größeren Bildsensoren (z.B. Mittelformat).

Vollformat bezieht sich darauf, dass die hier gemeinte Kameragröße (Spiegelreflex) zu analogen Zeiten den klassischen Kleinbildfilm nutzte (24 x 36 mm) und die heutigen APS-C-Kameras eben einen kleineren Sensor haben. Man möchte also zwischen dem kleinen Sensor (APS-C/DX) und dem „vollen“ Format, wie ihn zum Beispiel die 5D-Reihe hat, unterscheiden. Korrekt(er) und vielleicht weniger missverständlich ist daher die Bezeichnung Kleinbildformat oder KB. Dennoch hat sich der Begriff Vollformat scheinbar eher durchgesetzt.

Objektive für APS-C und Vollformat

Wenn man es mal auf die reine Brennweitenwirkung reduziert und gewisse andere Faktoren außer acht lässt (weil es hierfür erst mal nicht wichtig ist), wirkt sich der Cropfaktor bei Teleobjektiven durchaus vorteilhaft aus, weil die Brennweite eben um den Cropfaktor „verlängert“ wird. So ist ein 200mm Teleobjektiv an einer Canon APS-C Kamera eben von seiner Wirkung her ein 320mm Tele (200mm x 1,6 = 320mm).

Bei Weitwinkelobjektiven hingegen geht durch die Reduktion des Ausschnitts einiges an „Weitwinkeligkeit“ verloren, weshalb es speziell für die kleineren APS-C-Sensoren Objektive gibt, die schon bei 8 mm Brennweite beginnen. Diese APS-C Objektive können dann auch nur an Kameras mit kleinem Sensor verwendet werden. Der erzeugte Bildkreis reicht nicht aus, um den Sensor einer Vollformatkamera auszuleuchten. Es entsteht eine starke schwarze Abschattung an den Rändern, die das Objektiv an der Sensorgröße unbrauchbar macht.

Aufgrund des kleineren Bildkreises können diese Objektive aber deutlich kompakter und günstiger gebaut werden. Gute APS-C Objektive sind für wenige Hundert Euro zu haben, wobei man bei Objektiven für Vollformat-Sensoren nicht selten deutlich über die 1.000 Euro Schwelle kommt. Abgesehen vom Preis sind diese Objektive dann auch noch deutlich schwerer und eben größer.

Merke: Man kann jedes Vollformat Objektiv an einer APS-C Kamera nutzen (Crop Faktor bedenken), aber ein APS-C Objektiv kann man nicht an einer Vollformat Kamera nutzen.

Und das ist eben beim Umstieg von APS-C zu Vollformat zu bedenken. Nicht nur der Kamera Body kostet mehr, man braucht möglicherweise auch komplett neue Objektive.

Bei Nikon ist es ein wenig anders: Dort können einige Kameras im FX-Format auf DX umgeschaltet werden (bzw. machen dies automatisch, wenn entsprechende Objektive angeschlossen werden). Allerdings wird dann der äußere Teil des Sensors einfach abgeschaltet und nur die Sensormitte verwendet.

Hier sieht man den Bereich des APS-C Sensors, der von einem APS-C Objektiv „ausgeleuchtet“ wird.

APS-C Objektiv an einer APS-C Kamera
APS-C Objektiv an einer APS-C Kamera

Hier sieht man den Bereich des Vollformat Sensors, der von einem APS-C Objektiv „ausgeleuchtet“ wird. Das Objektiv ist zu klein für den Sensor und es entstehen auf dem Bild dunkle Ecken.

APS-C Objektiv an Vollformat
APS-C Objektiv an Vollformat

Die beiden vorherigen Bilder sind natürlich nur grobe schematische Abbildungen, die das Prinzip verdeutlichen sollen.

APS-C oder Vollformat, was ist denn nun besser?

Eine etwas ketzerische Frage mit einer einfachen Antwort: Es kommt darauf an.

Es kommt nämlich wie fast immer darauf an, was Deine konkreten Anforderungen, Wünsche und Möglichkeiten sind.  Wenn Du möglichst hochwertig, professionell und ohne Rücksicht auf Kosten fotografieren willst, dann kannst Du schnell 10.000 Euro für eine Vollformatkamera und ein paar hochwertige und lichtstarke Objektive auf den Tisch legen. Für Fotografieeinsteiger, ambitionierte Amateure und sogar Profis in bestimmten Bereichen, reicht eine APS-C Ausrüstung aber meist vollkommen aus. Ich selbst habe lange Zeit professionell mit APS-C fotografiert.

Umgestiegen bin ich erst, als meine Anforderungen an Lichtstärke und Low-Light Eigenschaften deutlich gestiegen sind, weil ich verstärkt Events fotografiert habe. Und hier zeigt sich ein Vorteil des Vollformats ganz schnell und sehr deutlich: Es kann wesentlich besser mit schlechten Lichtsituationen umgehen und der Sensor verträgt deutlich höhere ISO Werte, ohne dabei dramatisches Bildrauschen zu erzeugen. Objektiv betrachtet erzeugt ein Vollformatsensor auch ein schöneres, oder stärkeres Bokeh (also die Unschärfe des Hintergrunds). Aber um ehrlich zu sein, wäre das alleine kein Grund für einen Umstieg gewesen. Das bekommt man durchaus vergleichbar mit APS-C Kameras hin, wenn man nicht Erbsen zählt und es sehr, sehr genau nimmt.

Vielen Dank an Michael Oeser, Fotograf und Filmer,  für diesen Gastbeitrag über ein Thema das immer wieder mal gerne diskutiert wird. Vielleicht konnte der Beitrag dir ja weiterhelfen.

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